27.10.2023.
Sie ist seit Jahren ein Dauerbrenner in den Sitzungen der Bezirksvertretungen und des Stadtentwicklungsausschusses, die Diskussion um die Schaffung öffentlicher Toiletten!
Eingefordert von Bürgern und Verbänden wie dem Ältestenrat oder dem Behindertenbeirat kommt das Thema immer wieder auf die Tagesordnungen der Gremiensitzungen. Wie schon das Horten von Toilettenpapier in Corona Zeiten, so bringt auch die Diskussion um „das menschlichste aller Bedürfnisse“ Beteiligte zum Schmunzeln. Dabei ist es bitterer Ernst!
Während andere Städte ihren Bürgern und Besuchern an zentralen Orten der Begegnung entsprechende „Örtchen“ kostenfrei anbieten, sucht man in Bielefeld danach vergebens. Selbst in einem Erholungsgebiet wie dem Obersee in Schildesche gibt es weit und breit kein Örtchen. Vielmehr verlassen sich die Verantwortlichen dort auf das Entgegenkommen der Cafe-Betreiber, ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und für die Sauberkeit der Anlage zu sorgen.
Und unsere Innenstadt?
Gerade in dieser Woche wurde das nicht endende Thema wieder auf die Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses gesetzt und diskutiert. Wo können Bürger beim Bummel in der City sich erleichtern, ohne in die Gastronomie gezwungen zu werden? Sicher, die Kaufhäuser halten Toiletten vor, aber was ist nach Ladenschluss oder an Sonn- und Feiertagen? Unsere alternde Gesellschaft braucht besondere Angebote, die barriere- und kostenfrei erreichbar sind.
Im Oetkerpark und auf dem Johannisberg haben wir öffentliche Toiletten. Warum geht in der Stadt nicht, was dort möglich ist? Trotz der Dringlichkeit des Problems geht die Ratskoalition das Thema nicht energisch an. Im Gegenteil, es wird geredet und geredet…
Nun soll erst einmal wieder ein teures Gutachten her, in dem die Lage in der Stadt analysiert und ein „Konzept“ erarbeitet werden soll. Externe „Experten“ für Toilettenhäuschen? Von dem Geld könnte man vermutlich schon die ersten Toiletten aufstellen, wo es am Dringlichsten ist. Die Bezirksvertretungen werden hier sicher gern beratend tätig.
Es gibt in der City eine größere unterirdische Toilettenanlage: Auf dem Kesselbrink.
Die Anlage befindet sich an zentraler Stelle mit Eingang vor dem „Grünen Würfel“.
Auch der Würfel selbst verfügt über Außentoiletten, die ursprünglich für die Öffentlichkeit gedacht waren. Aber wie steht es um die vorhandene Anlage?
Ein Ortstermin lohnt sich!
Die Außentoiletten für Frauen und Behinderte waren mit dem Hinweis „defekt“ abgesperrt. Davor vertrieben sich einige junge Männer die Zeit mit Nichtstun.
Die unterirdische Toilettenanlage ist mit einem großen Torgitter verschlossen. Kein Zutritt!
Der Treppenabgang bietet Sichtschutz und wird als Ersatz-Klo für die Notdurft genutzt. Kleine und große Geschäfte auf offener Treppe lassen Ekel und Brechreiz aufsteigen. Der Geruch ist penetrant.
Die von der Verwaltung als Erfolg gefeierte Neugestaltung des Kesselbrinks trifft hier auf harte Realität!
Es ist ein Armutszeugnis und eine Zumutung, wenn unser Stadtrat mit der rotgrünroten Ratsmehrheit diesen Missstand jahrelang hinnimmt. In Anbetracht der vielen Millionen, die in den letzten Jahren für die Transformation der Innenstadt ausgegeben wurden, sind wir ohne jedes Verständnis dafür, dass das elementarste Bedürfnis der Bürger übergangen wurde!
Vielleicht hat die Haltung der Stadtverwaltung aber auch Gründe.
Die Bevölkerungsstruktur wurde von der Politik verändert! Und damit auch das Stadtbild. Die Drogen- und Trinkerszene wächst rasant. Viele Bewohner halten sich in unserer Stadt nur noch bedingt an allgemeingültige Regeln von Sauberkeit und Ordnung. Schmierereien an Wänden und Fassaden sind in Bielefeld an der Tagesordnung. Die Reinigung der teuer angelegten Plätze kostet die Stadt heute schon ein Vielfaches der dafür veranschlagten Gelder.
„Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.“
Also: Wer pflegt eine neue Toilettenanlage? Wer übernimmt die Wartung? Wer verhindert, dass in den Zugängen und Kabinen ein neuer Angstraum entsteht und Vandalismus die Investition zunichte macht? Kann sich Bielefeld öffentliche Toiletten bei drohender Haushaltssperre überhaupt noch leisten?
Diese Kernfragen muss die Politik ehrlich beantworten!
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