27.03.2019.

Wie die bunte Bereicherung aus gelebter, fröhlicher Tradition Schutt und Asche macht, zeigt die Chronologie des Niedergangs am Beispiel des Stadtfests in Chemnitz.

Im Jahr 2015 feierten 250.000 Menschen friedlich Seite an Seite. Das Stadtfest ist seit Jahren ein Publikumsmagnet für Jung und Alt. Man hat eine gute Zeit miteinander. Der Tourismus in der sächsischen Metropole boomt. Dann das Jahr 2016. Erstmals gab es für Polizei und Sicherheitsdienste einiges zu tun. Taschendiebe treiben vermehrt ihr Unwesen, es kommt zu Handgreiflichkeiten. Mehrere Schlägereien werden aufgenommen. Syrer und Marokkaner prügeln sich.

2017 schließlich wird das Stadtfest vorzeitig abgebrochen. Rund 260.000 Besucher wollten feiern. Eine Massenschlägerei mit über 100 Personen sorgte für ein jähes Ende. Die Polizei nahm außerdem mehrere Anzeigen wegen Bedrohungen, sexueller Belästigung, Sachbeschädigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz auf. 2018 sollte alles besser werden. Wurde es aber nicht, im Gegenteil. Es gab den ersten Toten. Im Polizeibericht las man: Mehrere Nationalitäten stechen den 35-jährigen Daniel H. nieder. Er stirbt. Ein Syrer muss sich derzeit vor Gericht verantworten, der zweite Täter, ein Iraker, befindet sich nach wie vor auf der Flucht.

In diesem Jahr entfällt das Chemnitzer Stadtfest ganz. Die Verantwortlichen nennen Sicherheitsbedenken als Grund. Unkalkulierbare Risiken und fehlende neue Sponsoren. Ein Jahr nach der tödlichen Messerattacke auf den 35-jährigen Daniel H., weiß man sich keinen anderen Rat mehr. Man kann die Kosten nicht mehr stemmen, die für das Sicherheitskonzept hätten aufgewendet werden müssen. Keinesfalls will man weitere tödliche Auseinandersetzungen riskieren.

Das Stadtfest in Chemnitz ist Geschichte. Schon in den letzten zwei Jahren kapitulierten bundesweit mehrere Veranstaltungen vor der Gefahr. Oft bestanden Terror-Bedenken, aber auch die Angst vor gewalttätigen Übergriffen. So gibt die Zivilgesellschaft auf. Das Staatsversagen ist unübersehbar, denn man kann die Bürger offenbar nicht mehr schützen. Es ist unfassbar traurig, wie der Niedergang voranschreitet.