13.06.2019.
Ein satirischer Gastbeitrag von Hans Heckel.
Das ging aber schnell. Kaum war der letzte Wochenrückblick geschrieben, da warf unser Favorit für den SPD-Vorsitz, Martin Schulz, das Kandidatenhandtuch. Und kaum war der Lappen im Dreck gelandet, schleuderte Amtsinhaberin Andrea Nahles den ihren dazu.
Von da an wurde es gruselig. Offenbar will den einst begehrten Posten des Chef-Sozialdemokraten überhaupt keiner mehr haben. Die Ausreden der Angesprochenen: haarsträubend! Olaf Scholz? Ach nein, er habe viel zu viel mit seinem Ministeramt zu tun, da bleibe − es tut ihm ja auch furchtbar leid − bedauerlicherweise keine Zeit mehr für den SPD-Vorsitz. So ähnlich klang das auch bei Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil.
Weils wahrer Absagegrund: Der Mann ist 60 Jahre alt und sitzt mit einem Traumergebnis auf dem Thron des Hannoveraner Landesvaters. Da wäre er schön blöd, jetzt in die Todesgrube zu springen, in der Leute wie Sigmar Gabriel oder Andrea Nahles politisch krepiert sind. Eigentlich kam auch Martin Schulz dort um, nur dass der sein Ableben nicht richtig mitbekommen hat und deshalb immer weiter sabbelt.
Damit überhaupt einer zu Hause ist, wenn bei der SPD jemand klingelt, hat nun ein „Trio“ den Laden übernommen: Zwei Ministerpräsidentinnen und ein Hesse, der jede Wahl in den Sand gesetzt hat. Letzterer, Thorsten Schäfer-Gümbel, hätte den Job auch gleich alleine machen können. Mit seiner sagenhaften Serie von Niederlagen (Landtagswahlen in Hessen 2009, 2013 und 2018) wäre er das ideale Gesicht für die finale Katastrophe der SPD.
Doch steht dieser finale Akt überhaupt noch aus? Oder war der schon? Folgen wir den Pessimisten, dann ist die Partei bereits tot. Wenn das stimmt, sollten wir doch noch mal mit Martin Schulz reden, denn in diesem trüben Falle wäre er die perfekte Besetzung: Ein untoter Politiker, der sich einbildet, noch dabei zu sein, führt eine Partei, die phantasiert, sie habe eine Zukunft.
Die Zukunft gehört erst mal den Grünen. Die drehen jetzt richtig auf. Und alle, die mit Windparks Milliarden scheffeln, kommen aus dem Träumen nicht heraus. Alles ist möglich. Die Chefin der Grünen-Fraktion im bayerischen Landtag, Katharina Schulze, schafft Platz: Die lästige „10-H-Regelung“ müsse dringend weg, so Schulze. Nach dieser Regel müssen Windräder zehnmal so weit von der nächsten Wohnsiedlung weg sein wie die Anlagen hoch sind. Und die Viecher erreichen samt Rotorblatt mittlerweile eine Höhe von mehr als 245 Metern, heißt: Sie müssen fast zweieinhalb Kilometer Abstand halten zum nächsten Wohnhaus.
Das begrenzt die Profitmöglichkeiten der Branche massiv in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland. Zudem sind solche Begrenzungen einfach ungerecht, schließlich haben wir jahrzehntelang für diesen Moment gewühlt und gearbeitet.
Schon vor fast 50 Jahren haben kluge Köpfe herausgefunden, dass man mit fossilen Energieträgern nicht genug Geld verdienen kann. Was tun? Sie kamen auf eine geniale Idee: Man muss den Leuten Angst machen. Anfang der 1970er Jahren jagten sie uns daher den Schrecken ein, dass Erdöl und Kohle schon bald erschöpft sein würden und wir dringend Alternativen bräuchten.
Das Dumme an der Sache war, dass man die Prognose irgendwann überprüfen konnte. In unserer Gegenwart, so die düstere Vorhersage der Experten von damals, sollte es schon lange keinen Tropfen Öl mehr zu fördern geben. Ärgerlicherweise wird das Zeug aber nicht alle. Es reicht bei derzeitigem Verbrauchsniveau wohl immer noch für Generationen.
Also erschrak man uns danach mit einer bevorstehenden Eiszeit − wegen der vielen Wolken, die aus den Schornsteinen beim Öl- und Kohleverbrennen quellen. Die Eiszeit jedoch wollte sich auch nicht einstellen, und die Furcht vor dem klirrenden Tod verblasste. Nunmehr drehten die Experten die Sache einfach um und reden seitdem vom Hitzetod in der menschengemachten Klimakatastrophe. Und siehe da: Das wirkt endlich. Zumindest in Deutschland. Das Geld sprudelt und die politischen Vorkämpfer des großen Beutezuges kommen zu Macht und Einfluss.
Nun weiß man allerdings nie, wie lange der Boom dauert, wann der Hokuspokus also auffliegt. „Welt“-Herausgeber Stefan Aust rät dazu, den deutschen „Klima-Hype“ einfach auszusitzen. Eines Tages komme von selbst heraus, dass diese gigantischen Windmonster umweltschädlicher Nonsens seien. Irgendwann, vielleicht schon in Bälde, werde man „über den Windkraftwahn der Deutschen lachen − wenn auch nicht in Deutschland“. Und warum sollen wir nicht mitlachen?
Weil, so Aust, sich der massive Ausbau der Windkraft als das „teuerste und nutzloseste Investitionsprogramm aller Zeiten“ erweisen werde, „von Kriegen abgesehen“. Und wir, die Deutschen, bezahlen das. Da fällt das Lachen schwer, wenn man reichlich spät bemerkt, wie kinderleicht man reingelegt wurde.
Apropos Kinder: Die waren, wie wir an dieser Stelle schon bemerkt haben, in allen Epochen immer besonders gut zu gebrauchen für hochtönende Ideologien und Lügengebäude, weil sie fanatischen Eifer mit kindlicher Unschuldsmine verbinden können, was unwiderstehlich macht.
Leipziger Schüler schwärmen von den „Fridays for Future“-Demos jetzt aus, um Frevler zu entlarven. In dem Aufruf zur Greta-Demo heißt es: „Anschließend werden wir verschiedene Unternehmen besuchen, und uns kritisch mit deren Klima- und Umweltbilanz auseinandersetzen.“
Wer das liest und noch ein paar Erinnerungen ans 20. Jahrhundert mit sich herumschleppt, kriegt feuchte Augen vor Nostalgie: Das ist ja wie damals, wie in den guten alten Diktaturen! Dies kommt nicht von ungefähr: Grüne träumen ja schon seit den 1980ern von der Öko-Diktatur, nachdem die marxistische Machtergreifung infolge von 1968 in die Hose gegangen war. Aber wäre das so schlimm? Ist eine ökologische Diktatur nicht das letzte Mittel, wenn man die Leute mit Überzeugungskraft allein nicht zum „Umdenken“ bewegen kann?
Na ja, eines haben Diktaturen, die totalitären zumal, ja gemein: Das Etikett stimmt nie. So war die NS-Diktatur nicht national, die sozialistische nicht sozial und so wird auch die Ökodiktatur nicht ökologisch sein. Aber Diktatur wird sie sein, und allein darum geht es. Wie groß und mächtig sich die Schüler von Leipzig wohl vorkommen, wenn sie erwachsene Unternehmer zurechtweisen und piesacken dürfen, während die Gescholtenen beflissen ihre Schuld bekennen und vor den Pimpfen Besserung geloben müssen! So einen Machtrausch lässt sich kein Milchbart entgehen, und die Profiteure im Hintergrund rufen den begeisterten Jugendlichen insgeheim zu: „Eure Unwissenheit ist unsere Stärke!“
Ebenfalls wie in den alten Diktaturen kriegen besonders eifrige Gefolgsleute der Mächtigen schon wieder Orden verliehen für ihre herausragende Folgsamkeit. In Jena bekam die Inhaberin eines Fitness-Studios den „Jenaer Preis für Zivilcourage“ dafür, dass sie einem ihrer Lehrlinge fristlos gekündigt hat.
Sein Vergehen: Er trug ein Schlüsselband der Marke „Thor Steinar“, die, wie es in dem Medien einhellig heißt, „auch bei Neonazis beliebt sein soll“.
Erst habe sie ihm noch eine Chance geben wollen, so die tapfere Frau, habe sogar einen „Workshop zum Thema Marken“ für die Azubis in ihrer Firma eingerichtet (früher hieß das „Kritik und Selbstkritik“). Doch dann habe sie erkannt, dass der junge Mann „provozieren“ wolle und ihn rausgeworfen, wegen ihrer eigenen Haltung und um das Image ihres Ladens nicht zu gefährden.
Das fand der „Runde Tisch für Demokratie“ so dermaßen mutig, dass er der Frau jenen Orden für Zivilcourage umhängte. Na ja, wo Unwissenheit Stärke ist, da nennen wir Feigheit und Intoleranz auch gern Mut und Haltung.