24.09.2019.

Ein Gastbeitrag von Dieter Stein, Chefredakteur JUNGE fREIHET :

Liebe Leser,

der Irrsinn mit den „Fridays for future“-Demonstrationen geht weiter. Jetzt wird sogar ein „Klima-Streik“ ausgerufen. Der Erzbischof von Bamberg will dafür sogar die Glocken läuten lassen. Und der „Springer“-Verlag gibt seinen Mitarbeitern frei, damit sie auf die Demo gehen können. Sind jetzt eigentlich alle verrückt geworden?

Haben Sie sich auch schon gefragt: Wieso sind eigentlich „zufällig“ junge Frauen an der Spitze der „Fridays for future“-Bewegung?

Wer sind die PR-Profis, die diese jungen Frauen nach vorne geschoben haben und dafür sorgten, daß diese „Bewegung“ Hunderttausende Schüler zum Schulschwänzen verleitet und zu generalstabsmäßig organisierten Massendemonstrationen mobilisiert?

JF-Recherche belegt: Hinter den Klima-Protesten steckt ein grün-linksradikales Netzwerk.

Unser Reporter Hinrich Rohbohm hat wochenlang recherchiert, welches wohlorganisierte linksradikal-grüne Netzwerk hinter den „spontan“ entstandenen Protesten steckt. In einer Serie publizierten wir jetzt die Ergebnisse seiner Recherchen. Lesen Sie selbst, welche Spur beispielsweise ins Umfeld des umstrittenen Multi-Millionärs Jan Philip Reemtsma führt. Das hochbrisante achtseitige Dossier erhalten Sie gratis, wenn Sie jetzt die JUNGE FREIHEIT zum günstigen Vorzugspreis 12 Wochen testen.

Merkwürdig: Auf allen Kanälen nur noch Klima. Cui bono? Wem nützt das?

Die „Klimaschutz“-Fanatiker haben den öffentlichen Diskurs fest im Griff. Schon Wochen vor dem Großaufmarsch der „Fridays for Future“-Truppen am 20. September ist die Propagandamaschinerie auf Hochtouren gelaufen: „Klimaschutz“ auf allen Kanälen und in allen Sendeformaten; ganze Heerscharen von „Klima-Experten“ verbreiten ihre alarmistischen Botschaften bis hinunter in die letzten Lokalzeitungen.

Rein zufällig wurde das Thema der illegalen Massenmigration verdrängt, das die AfD stärkte und die Grünen schwächte. Obwohl ein neuer Ansturm von Migranten über die Türkei und das Mittelmeer Europa bedroht.

Die etablierten Parteien wetteifern um den grünsten Anstrich, mit der CSU und ihrem Chef-Wendehals Markus Söder als gelehrigstem Adepten vorneweg; sogar die dauerverspätete Bahn ergreift die Chance zur Imagekorrektur, lackiert den ICE rot-grün, erzählt Märchen vom Fahren mit „Ökostrom“ und streicht ihren Beitrag zum „Klimaschutz“ heraus – ist ja auch billiger, als in bessere Züge, mehr Personal und eine funktionierende Infrastruktur zu investieren.

Schulen und Elternvertreter hetzen die Kinder auf.

Und in den Schulen mobilisieren Elternvertreter und Lehrer ihre Schüler und deren Erziehungsberechtigte. Weltanschauliche Neutralität der Schule und Wissensvermittlung vor Meinungsindoktrination – das war einmal. Wer wollte auch mit so kleinlichen Einwänden kommen, wo es doch gilt, mal wieder die Welt zu retten.

Mit „Wissenschaft“ hat das alles nicht mehr zu tun. Es geht um Glaubensfragen; aber nicht im Sinne eines „Jeder nach seiner Façon“, sondern nach der Parole „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Wer es wagt, „Klimamodelle“ zu hinterfragen, die Welt-Durchschnittstemperaturen in fünfzig oder hundert Jahren prognostizieren wollen, wo doch nicht einmal das Wetter in drei Tagen zuverlässig vorausgesagt werden kann, wer Skepsis äußert, wie es durch politische Entscheidungen möglich sein soll, die in einigen Jahrzehnten herrschenden Klimaverhältnisse zu beeinflussen, der ist „Klimaleugner“ und verfällt der sozialen Ächtung.

„Klimaschutz“-Welle hat eine Hysterie wie bei Endzeit-Sekten erreicht.

Die „Klimaschutz“-Welle hat einen Grad an Hysterie erreicht, der an Endzeit-Sekten erinnert. Das verbissene Eiferertum und die fanatische Unbedingtheit der Protagonisten legt davon beredtes Zeugnis ab. Wer ihren Maximalforderungen widerspricht, dem wird unterstellt, mindestens den Weltuntergang oder doch die Vernichtung der Menschheit billigend in Kauf zu nehmen. Eine Abwägung von Fakten und eine nüchterne Auseinandersetzung mit den Grenzen des Machbaren ist auf dieser Grundlage gar nicht mehr möglich.

So wie unter dem Eindruck der Bußpredigten eines Savonarola die eingeschüchterten wohlhabenden Florentiner Bürger eilfertig ihre Kunstschätze und Luxusgüter auf den Scheiterhaufen geworfen haben sollen, um der ewigen Verdammnis zu entgehen, so sprießen im Deutschland unserer Tage allerorten Fastenprediger hervor, die mit apokalyptischer Selbstgewißheit dazu auffordern, den eigenen Wohlstand auf dem Altar des Klimas zu opfern und lieber die Autoindustrie zu zerstören und das produktive Gewerbe aus dem Land zu treiben, als auch nur einen Millimeter von ihrem ideologischen Rigorismus abzuweichen.

Wie in totalitären Systemen werden Jugendliche indoktriniert.

Wie jede totalitären Weltanschauung, die nur Gut oder Böse, Freund oder Feind, Gefolgschaft oder Ketzerei kennt, bilden Jugendliche die Speerspitze der Bewegung. Junge Menschen sind im positiven wie im negativen Sinne leichter zu begeistern, zu manipulieren oder zu indoktrinieren, besonders wenn man ihnen schon im Schulunterricht Wissen vorenthält, aus dem sie sich eine eigene Meinung bilden könnten, und sie gleich mit Ideologie und Propaganda füttert.

Auch Savonarola bediente sich im Florenz der Renaissance einer fanatisierten Kinderarmee, um seine Vision eines asketischen Gottesstaates durchzupeitschen. Die einfältige Ergebenheit, mit der Medienleute und Politiker ergriffen den unausgegorenen Maximalforderungen frühverhärmter Jungaktivisten – von „Kohleausstieg sofort“ bis „alle Autos verbieten“ – lauschen, zeigt letztlich nur, wie dünn der Firnis der Aufklärung ist und wie nah der totalitäre Ungeist samt der Versuchung, ihm wieder zu erliegen.

Wie der Staat mit der Klima-Hysterie Bürger in Panik versetzt, um ihnen noch mehr Steuern abpressen zu können.

Der Kult um das Klima bedeutet freilich nicht, daß dahinter nicht handfeste Interessen stecken. Das gilt nicht nur für militante Linksextremisten, denen auch diese Strömung als Vehikel für vulgärmarxistisch gerechtfertigten Straßenterror gerade recht kommt und sogar der systematischen Zerstörung des automobilen Eigentums anderer die willkommene höhere Rechtfertigung liefert. Für die etablierte Politik lautet das Destillat aus der Klima-Hysterie: Steuern erhöhen und den in Panik versetzten Bürgern noch mehr Geld abpressen und Beschränkungen auferlegen; Ablaßzahlungen eintreiben, die jetzt sofort ausgegeben werden können, ohne daß der Beweis für die versprochene Wirkung jemals angetreten werden muß.

Der selbstzerstörerische Perfektionismus, mit dem die „Klimaschutz“-Ideologie gerade in Deutschland exekutiert wird, wirkt auf Beobachter von außerhalb nicht von ungefähr befremdlich und „typisch deutsch“. Deutsch sein heiße, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun, sagte man im 19. Jahrhundert; „weil wir es können“, sagt der Bundesfinanzminister, darauf angesprochen, warum man denn den Kohleausstieg unbedingt durchziehen wolle, während weltweit fossile Kraftwerke wie Pilze aus dem Boden schießen.

Schon wieder soll am deutschen Wesen die Welt genesen – jetzt beim Klima.

Zum deutschen Wesen, an dem immer wieder mal die Welt genesen soll – unterhalb der „Menschheitsaufgabe“ und der Rettung des „Planeten“ geben sich weder Merkel noch die Grünen zufrieden –, gehört leider auch die Unart, Irrwege rechthaberisch bis zum bitteren Ende zu gehen und den angerichteten Schaden zu maximieren.

Soweit muß es aber nicht kommen. Umfragen deuten darauf hin, daß die Bereitschaft der Deutschen, im Namen oktroyierter höherer Ziele vorsätzlich zu verarmen, sich denn doch in Grenzen hält. Möglicherweise sind die Bußprediger und Savonarolas des Klimawahns derzeit gerade deswegen so schrill und fanatisch, weil ihnen immer weniger Leute überhaupt noch zuhören wollen.