01.09.2020.
Die ‚Neue Westfälische‘ hat vor wenigen Tagen in einem Newsletter an ihre Bielefelder Leser zum Tiefschlag gegen mich ausgeholt.
Andrea Rolfes (wer sonst?) – Lokalchefin der NW – schrieb von nebulösen ehemaligen Mitschülern von mir, die ihre Five Minutes of Fame dadurch hatten, über mich zu berichten, ich sei zu Schulzeiten ein intelligenter, aber stiller Außenseiter gewesen („Einer, der beim Sportunterricht von seinen Mitschülerin immer als letzter ausgewählt wurde“). Meine Klausuren seien überdurchschnittlich gewesen, mündlich hätte ich mich aber „nie“ beteiligt.
Zunächst einmal: Die Intention dahinter ist natürlich klar – mittels küchenpsychologischer Assoziationen das Narrativ zu schaffen, dass Florian Sander mit seinem AfD-Engagement irgendwelche persönlichen Komplexe kompensiere.
Die Tatsache, dass die NW allen Ernstes frühere Mitschüler nach mir befragt und zu solchen Mitteln greift, zeigt nun natürlich ihre Verzweiflung – wie viel Angst müssen diese Leute haben, wenn sie zu derartigen Mitteln greifen, die man sonst vielleicht von Bundestags- oder US-Präsidentschaftswahlkämpfen gewohnt ist, in denen tief in der Vergangenheit der Bewerber gekramt wird?
Schon allein deswegen hätte ich mir nicht träumen lassen, zu derart privaten Fragen, die (weit) über 20 Jahre her sind, mal öffentlich Stellung nehmen zu müssen. Aber ich glaube, das ist jetzt mal nötig. Machen wir also auch hier mal wieder den Faktencheck, den die anderen ja angeblich so gut können.
Was dort beschrieben wird, kann man für die Unterstufe, vielleicht sogar noch teilweise die Mittelstufe anteilig als wahr betrachten. Damals war ich im Unterricht sehr still, hatte gute Noten und wenig Interesse an Sport. „Außenseiter“ (wie man sich das so vorstellt: ohne Freunde, Mobbing-Erfahrungen) war ich nur in der 5. Klasse mal, vielleicht für ein halbes Jahr. Davor und danach eher: Einzelgänger. Wenige, aber gute Freunde. Nicht sehr gesellig, introvertiert, kein Interesse an Partys und Besäufnissen. Ausgregrenzt gefühlt habe ich mich nicht; ich habe mich vielmehr selbst abgegrenzt. Spätestens ab der 10. Klasse allerdings endete meine „stille Phase“ zumindest im Unterricht sehr. Wer mich in manchen Fächern erlebt hat, dürfte wohl losprusten, wenn er heute wo liest, ich hätte mich mündlich nie beteiligt.
Mein Interesse an Sport stieg buchstäblich ab dem Tag an, ab dem ich es nicht mehr in der Schule als Fach hatte. Ich habe später Kung Fu betrieben, auch Tai Chi praktiziert. Spätestens seitdem ich Rollstuhlfahrer bin, bin ich so sportlich und fit wie nie zuvor – allein mein Heimweg, der mich immer wieder eine lange Steigung hochführt, teils mit schwerem Rucksack auf, hält mich zwangsweise fit.
Ob das die früheren Mitschüler, die da so munter mit Zeitungen über mein Schulleben plaudern, heute auch von sich behaupten könnten? Ob eine Frau Rolfes, die sich in halböffentlichen Newslettern so munter über das Privatleben von Menschen auslässt, dies auch von sich behaupten könnte?
Ich lade sie hiermit herzlich ein, sich mal in einen Rolli zu setzen, und mit mir gemeinsam, mit schwerem Gepäck auf dem Rücken, eine lange Steigung hochzufahren. Man darf gespannt sein, ob sie danach wieder so einen „Newsletter“ schreibt.
Wie wär’s, Frau Rolfes?