14.02.2021.
Bereits Anfang Februar warnten Experten davor, dass Bielefeld von einem schweren Schneesturm heimgesucht werden würde. Dennoch gab sich die Stadt überrascht, als arktische Temperaturen und fester Niederschlag über sie hereinbrachen.
Straßen und Gehwege wurden nicht geräumt, was die die Infrastruktur faktisch stilllegte, zum Nachteil von Senioren und Kranken sowie Geh- und Sehbehinderten. Pfleger konnten ihre Patienten nicht anfahren. Dazu stellte MoBiel den gesamten Bus- und Straßenbahnbetrieb ein.
Am 8. Februar öffnete das Bielefelder Impfzentrum seine Pforten. Da die Wege unbegehbar waren und der öffentliche Nahverkehr ruhte, war es für Senioren schwierig, Termine wahrzunehmen. Die ‚Neue Westfälische‘ berichtete außerdem, dass Rettungswagen, Taxifahrer und Feuerwehr im Ernstfall vermutlich keine Chance hätten, über nicht geräumte Pfade an ihr Ziel zu kommen. Das ‚Westfalen-Blatt‘ bemerkte am 11. Februar: „Normalerweise dürften 30, 40 oder auch 50 Zentimeter Neuschnee die Straßen und Schienen einer Großstadt wie Bielefeld nicht auf diese Weise blockieren.“
Der Vorsitzende der AfD-Ratsgruppe Florian Sander zeigt sich besorgt: „Das gesamte öffentliche Leben war lahmgelegt. Geh- und Sehbehinderte kamen in vielen Fällen buchstäblich kaum einen Meter vor die Haustür.
Mit einem durchschittlich breiten Rollstuhl einen nur dünn geräumten Gehweg zu passieren, ist unmöglich; ebenso wie das Wechseln der Straßenseite bei dutzenden aufgehäuften Schneehügeln im Weg. Wie soll zudem ein Rentner, der ohnehin schon nicht gut zu Fuß ist, bei 40 Zentimeter Neuschnee seine Einkäufe erledigen oder den Weg zur Apotheke antreten, wenn keine Busse oder Bahnen fahren, die Stadt die Gehwege nicht räumt und Taxen für viele ältere Menschen zu teuer sind?“
Man solle doch bitte nicht vergessen, dass besonders Senioren, Behinderte und Pflegebedürftige auf geräumte Straßen, öffentlichen Personennahverkehr und eine funktionierende Infrastruktur angewiesen sind. Sander: „Es ist angesichts solcher Zustände und der Tatsache, dass oftmals Supermärkte und andere Unternehmen Lieferungen mehrfach gecancelt haben, nicht unwahrscheinlich, dass in Bielefeld manche Menschen in den letzten Tagen buchstäblich hungern mussten, weil sie keine Möglichkeit hatten, an Lebensmittel zu kommen.
Vor diesem Hintergrund schulterzuckend zu äußern, nach Corona werde man das bisschen Schnee schon auch noch überstehen und man solle doch Verständnis für die überforderten städtischen Betriebe aufbringen, können sich nur sorglose und körperlich gesunde Menschen erlauben.“