08.07.2021.
Zum Interview von Julkowski-Keppler und Osei (Grüne) im Westfalenblatt vom 07.07.2021.
Die Grünen stehen wegen ihrer Verkehrspolitik in Bielefeld in der Kritik. Ach ja? Man könnte sagen: Geliefert wie bestellt.
Waren doch gerade erst die Kommunalwahlen und bescherten Bielefeld im Rat und fast allen Bezirksvertretungen eine rotgründunkelrote Mehrheit. Das Verkehrskonzept, oder sagen wir besser, das Radverkehrskonzept, lag auf dem Tisch und wurde von vielen Bielefeldern mit Begeisterung getragen. Aber mit jedem weiteren Tag, den die Umgestaltung der Innenstadt Form annimmt, dämmert es dem einen oder anderen, welche Folgen die völlig überzogene und undurchdachte „Verkehrswende“ im Alltag für die Arbeitnehmer, die Kunden aus der Umgebung und den Einzelhandel im Besonderen haben wird.
Weder hat die Koalition ein planerisches Gesamtkonzept ausgearbeitet, noch ist bei dem Schön-Wetter-Radkonzept ein Jahreszeitenwechsel und damit ein verändertes Mobilitätsverhalten der Bürger eingeplant. Nein… Radwege…koste es was es wolle!
Da Autos nicht in das grüne Weltbild passen, wurde natürlich für die vielen Arbeitnehmer der umliegenden Gemeinden kein Park&Ride in den Blick genommen.
Keine Angebote für Autofahrer, ihr Fahrzeug am Stadtrand abstellen zu können, um auf den letzten Kilometern auf die Bahn umzusteigen.
Nein! Radfahren ist die Devise! Bei Wind und Wetter!
Auf die Frage des Reporters Michael Schläger im Interview des WB, ob einige der Maßnahmen nicht doch an der Lebensrealität der Bürger vorbeigingen, die auf ihr Auto angewiesen sind, gab Herr Julkowski-Keppler (Grüne) eine bezeichnende Antwort. Trotz der Erkenntnis, dass unsere Hauptverkehrsader, die Arthur-Ladebeck-Str. eine Pass-Straße durch den Teutoburger Wald darstellt und enorme Verkehrsströme ableiten muss, rechtfertigte er den radikalen Rückbau auf zwei Spuren mit der Begründung, „das Fahrrad sei bisher irgendwie vergessen worden.“
Aber mit der Realität haben linke Parteien von jeher so ihre Probleme.
Die Arthur-Ladebeck-Str. verfügt nämlich schon seit Jahren über einen beidseitig angelegten Radweg, stadtauswärts und stadteinwärts! Handgepflastert und farblich abgesetzt konnte immer schon jeder, der meinte, von Brackwede mit dem Fahrrad nach Bielefeld fahren zu wollen, dieses auch tun.
Querungen an den Kreuzungen z.B. nach Bethel wurden mit frischer leuchtend roter Farbe versehen. Hat Herr Julkowski-Keppler sich die Gegebenheiten etwa überhaupt gar nicht angesehen? Eine Verkehrswende, ohne die Örtlichkeiten zu kennen? Mehr Realitätsferne geht kaum…
Fußgänger und Radfahrer hatten immer schon ihren Raum. Aber darum geht es der Koalition ja nicht: Sie haben den Autofahrern den Kampf angesagt!
Man darf gespannt sein, ob die Bielefelder am Ende ernüchtert feststellen, dass „gut gemeint“ oft das Gegenteil ist von „gut gemacht“. Realtitätsferne und Träumereien sind kein Problem, solange sie nicht die Grundlage politischer Entscheidungen werden!