27.04.2023.

Im Sommer 2019, als die sogenannte „Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung“ erlassen wurde, welche die Verwendung von E-Scootern auf öffentlichen Straßen regelt, herrschte Aufbruchstimmung. Über Nacht tauchten die elektrischen Roller in Scharen in deutschen Großstädten auf. Besonders junge Menschen ohne Auto durften nun endlich ein klein bisschen Individualverkehr kosten und das auch noch vermeintlich klimafreundlich.

Die Bilanz ist 4 Jahre später ernüchternd. Im Jahr 2022 ereigneten sich alleine zwischen Januar und September tausende Unfälle mit Personenschäden. Diese verursachten 4.647 Leicht- sowie 816 Schwerverletzte und mehr als ein halbes Dutzend Tote.

Die Unfallstatistiken werden auch durch Vorfälle in Bielefeld in die Höhe getrieben. Am 20. November 2022 ereignete sich ein Vorfall auf der Stapenhorststraße, bei dem zwei junge Männer gegen 4 Uhr früh zu zweit auf einem E-Scooter unterwegs waren. Der Fahrer verlor die Kontrolle über das Gerät und prallte gegen einen Pfeiler.

Einer der Männer erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Sein Freund begann daraufhin zu randalieren, indem er Warnbaken einer Baustelle aus den Halterungen riss und auf ein vorbeifahrendes Taxi warf. Außerdem schlug er auf die Motorhaube eines Streifenfahrzeugs, woraufhin die Beamten den Mann mit auf die Wache nahmen. Die beiden E-Scooter-Fahrer standen laut NW im Verdacht, „unter Einfluss von Alkohol und Betäubungsmitteln gestanden zu haben.“

Die Uniklinik Essen veröffentlichte 2022 eine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die offiziellen Statistiken nur einen Bruchteil aller Unfälle mit E-Rollern abbilden. Die Zahl der verunfallten E-Roller-Fahrer sei in Wahrheit viel höher, da 73 % der erfassten E-Scooter-Unfälle nicht polizeilich registriert würden. Als Hauptgründe für den hohen Anteil an Schwerverletzten nennt die Uniklinik neben dem vermehrten Nicht-Tragen eines Helmes Alkoholeinfluss. Und tatsächlich: 20 % aller verunfallten E-Roller-Fahrer im Jahr 2020 standen unter Einfluss von Alkohol.

E-Roller-Fahrer sind aber nicht nur eine Belastung für sich selbst, sondern auch für ihre Umwelt. Immer wieder versperren falsch abgestellte Geräte Bürgersteige und Gehwege. Dr. Florian Sander, Vorsitzender der AfD-Ratsgruppe und Rollstuhlfahrer, schrieb in einem Brief an die „Neue Westfälische“: „Ein Rollstuhlfahrer kann da auch nicht einfach mal auf die Straße ausweichen (selbst wenn die Straße keine stark befahrene Hauptstraße wäre), wenn keine Bürgersteig-Abflachung daneben ist. Man muss den ganzen Weg bis zur letzten Abflachung zurückfahren, dort die Straßenseite wechseln, sofern es auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig auch eine Abflachung gibt, dort wieder drauf, die Strecke nochmal machen und dann hinterher, wenn nötig erneut die Straßenseite wechseln.“

Das gilt auch für ältere Menschen mit Rollatoren oder Passanten mit Kinderwagen. Falsch abgestellte E-Roller können auch für unaufmerksame Fußgänger eine Gefahr darstellen. Liegt ein solches Gerät auf dem Boden, wird es schnell zur Stolperfalle, die schwere Verletzungen nach sich ziehen kann.

Maximilian Kneller, verkehrspolitischer Sprecher der AfD im Bielefelder Stadtrat, bringt einen Lösungsansatz ins Spiel: „Bielefeld sollte dem Pariser-Modell folgen und die gesamte Stadt zur Verbotszone für E-Scooter erklären. Vom Falschparken über das Zu-Zweit-Fahren bis hin zu geltenden Alkohol-Regeln wird regelmäßig eigentlich jede Vorschrift, die der Sicherheit aller Teilnehmer im Straßenverkehr dient, gebrochen und es werden schwere Verletzungen an sich selbst und im Zweifel auch an anderen billigend in Kauf genommen.“

Sander fügt hinzu: „Wir haben vor Jahren bereits gefordert, ordnungsrechtliche Kontrollen und Maßnahmen zu verstärken und die Kommunikation mit den Betreiberfirmen zu verbessern sowie dahingehend die Zügel anzuziehen. Passiert ist – außer infantilen „Beim Abstellen nicht doof anstellen“- Schildern an den Rollern – seitens der Betreiber nichts. Paris hat vorgemacht, wie es geht und eine Bürgerbefragung durchgeführt. 89 Prozent der Bürger sprachen sich für ein Verbot aus, das ab September durchgesetzt wird und auch Bielefelds Straßen und Gehwege deutlich sicherer machen würde.“